Die Drehorgel in Frankfurt am Main im Laufe der Zeit
In diesem Bereich finden Sie Quellen - Zeugnisse, Geschichtliches und Kuriositäten, alte Bilder und Fotos sowie Postkarten und Ansichtskarten zu Drehorgel und Leierkasten in Frankfurt am Main und Umgebung.
▷ Alte Bilder/Fotos
▷ Historische Schriften/Quellen
▷ Alte Postkarten/Ansichtskarten
Drehorgelleute waren bis weit in das 20. Jahrhundert hinein insbesondere im urbanen Raum als Straßenmusiker anzutreffen, so auch in der Stadt Frankfurt am Main. Entgegen dem verbreiteten Klischee eines Bettelinstruments wurden Drehorgeln damals als musik-kommunikatives Hightech angesehen und geschätzt als Überbringer der neuesten Melodien aus klassischer, populärer und volkstümlicher Musik. Die Drehorgeln trugen zur öffentlichen Präsenz und Popularisierung des damals aktuellen Musikrepertoirs bei (1).
Im Artikel "Drehorgel" der Enzyklopadie "Musik in Geschichte und Gegenwart" wird die damalige Bedeutung des Drehorgelspiels als Medium zur Vermittlung musikalischer Bildung an die Bevölkerung betont (2):
"Die große Bedeutung der Drehorgel ist heute kaum mehr nachvollziehbar. Sie brachte in früheren Jahrhunderten Musik auch in die entlegensten Dörfer und Hinterhöfe und trug in hohem Maße zur musikalischen Bildung und zur Verbreitung von Musik bei. Im 19. Jh. wurden die neuesten Opernmelodien in weit stärkerem Maße durch die Drehorgel als durch die Opernhäuser bekannt gemacht."
Quellen zur Verbreitung der neuen Musik im 19. und 20. Jahrhundert durch die Drehorgel enthält dieses PDF-Dokument (3). - Der Musikhistoriker Hans-Joachim Moser schildert im Jahr 1924 (4):
"[W]as war das ehedem hübsch, wenn auf der Messe der Bänkelsänger seine Moritaten und Balladen zum Leierkasten sang und seine Frau an einer Leinwand mit dem Zeigestock die Ereignisse aufwies! Die Bauernburschen staunten und kauften dann den Text 'Vier neue Lieder von diesem Jahr'; sie lernten die Melodien rasch nach dem Ohr und brachten die neuen Lieder heim aufs Dorf - so entstand die wunderliche 'Sangesgemeinschaft über Berg und Tal'."
In England und Frankreich war die Drehorgel auch als Salon- und Kircheninstrument beliebt.
Frankfurter Feste - Der Wäldchestag.
Auf den Frankfurter Festen sorgten Drehorgelleute für musikalische Unterhaltung und gute Stimmung. Die Publikation "Wäldchestag 1976. Beobachtungen und Impressioenen" des Instituts für Kulturanthropologie und Eurpäische Ethnologie der Universität Frankfurt beschreibt das Geschehen auf dem "Frankfurter Nationalfeiertag" im Jahr 1976 (5). Die Autoren zitieren den Frankfurter Literaten Johann Jakob Fries (1826-1901). Der Aufsatz ist im Volltext zugäbglich.
Die Ursprünge und Entwicklung des Wäldchestags beleuchtet die Publikation "'Wäldchestag'. Zur Geschichte eines Frankfurter Stadtfestes." des Instituts für Kulturanthropologie und Eurpäische Ethnologie der Universität Frankfurt (6). Ebenfalls im Volltext zugänglich.
Orgelbautradition in Frankfurt am Main
Die Orgelbauwerkstatt Voigt in Frankfurt-Höchst
Quellen:
(2) Art. "Drehorgel" von Jürgen Hocker, in: Musik in Geschichte und Gegenwart, MGG, 2. Aufl. (1995), Sp. 1515 f.
(3) Quellen zur Popularisierung der neuen Musik im 19. und 20. Jahrhundert durch die Drehorgel.
Von Markus Schüller Volltext
(4) "Der Leierkasten und die musikalische Kultur"
Von Hans-Joachim Moser, in: Die Singgemeinde 1 (1924/1925), S. 52-55
(5) "Wäldchestag 1976. Beobachtungen und Impressionen"
Von Sigrid Hierschbiel und Wolfgang Sauer, in: Frankfurter Feste: von wem? für wen? Schriftenreihe "Notizen" des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Universität Frankfurt am Main, 1979, Nr. 8, S. 191-198 Volltext
(6) "'Wäldchestag' Zur Geschichte eines Frankfurter Stadtfestes"
Von Sigrid Hierschbiel, Else Moench und Dore Struckmeier, in: Frankfurter Feste: von wem? für wen? Schriftenreihe "Notizen" des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Universität Frankfurt am Main, 1979, Nr. 8, S. 175-190 Volltext